Fast wieder ein „normales“ Leben – eine Nacht in einem normalen Bett, Aufstehen ohne Kälte und eine normale Dusche mit warmen Wasser. Beim Warmduscher-Image sehe ich mich unterm Strich dann doch eher.
Leider geht mein Flieger heute nicht. Die US-Botschaft hat letzte Woche eine Warnung für die Hauptstadt Daressalam herausgegeben, woraufhin KLM zeitweilig die Flüge eingestellt hat. Nach einigem Hin und Her fliegen sie zwar wieder, die Crew darf aber nicht in der Hauptstadt übernachten, sondern hier am Flughafen Kilimandscharo. Somit bleiben die Flieger über Nacht hier und ich kann erst morgen abfliegen. Somit bin ich 24h später mit einer Übernachtung in Amsterdam an. Leider war KLM nur nicht in der Lage vernünftig zu kommunizieren und hat gestern Abend Mails mit vollkommen unterschiedlichen Varianten (fliegt pünktlich, fliegt verspätet, ist storniert) verschickt. Und die Hotline heute war vollkommen überfordert. Ich schimpfe nie wieder über Verspätungen und mangelnde Kommunikation bei der Bahn. Naja, zumindest habe ich erst mal aktuell den Vorsatz.
Aber Nebenthema – einen Tag Sonne und Pool mehr. Eigentlich gehts ja um den Bericht vom letzten Tag und ein paar Bilder.
Gestern morgen war wieder frühes Aufstehen angesagt, um 7 Uhr ging es ab ins Tal. Geschlafen haben alle nach dem Gipfeltag offensichtlich gut und tief. Es war zumindest vorher noch nie so ruhig in der Nacht.
2200 Meter und 12 km ging es nur bergab, teilweise ziemlich steil. Und mit jedem Meter nach unten nahm der Bewuchs zu und wir kamen immer mehr in den Regenwald hinein. Nach ungefähr 5h kamen wir am Mweka Gate an, wo ein warmes Mittagessen und eine Sektsause auf uns warteten. Und nach einer Woche mit Wasser als Hauptgetränk auch mal wieder etwas Ungesundes: eine Cola. Dann im Bus zurück ins Hotel zur Übergabe von Urkunden, Medaillen, der US-$-Tips ans Team und gegenseitigen Glückwünschen zwischen Guides und Gruppe. Und dann eine D-U-S-C-H-E, Abendessen im Warmen und ein B-E-T-T!
Heute morgen waren fast alle Teilnehmer noch im Hotel und es gab ein gemeinsames Frühstück, bevor nach und nach sich alle wieder in die Welt aufgemacht haben.
Das Frühstück war eigentlich auch die erste Möglichkeit für eine gemeinsame Reflektionsrunde. Es war – auch nach zwei Nächten und einer Dusche – niemand dabei, der es nicht als das extremste Erlebnis im Leben wahrgenommen hat.
Ein Teilnehmer hat gesagt, dass er zum ersten Mal im Leben beim Wandern eingeschlafen ist und von seinem Guide aufgefangen wurde. Klingt seltsam, aber diese extreme Müdigkeit gepaart mit dem Wunsch, sich einfach nur hinzulegen, hatten viele von uns.
Auch hat kaum jemand den Gipfel wirklich genossen, wie man es von der Fahrt mit der Seilbahn kennt. Oben ankommen, schnell das Foto an der Gipfeltafel, irgendwie dabei freundlich lächeln, einmal kurz umschauen und etwas ausruhen.
Ein kräftiger Firefighter sagte, dass er oben erst mal geweint hat – wäre sonst nicht so sein Ding. Eine Teilnehmerin hat beim Aufstieg Sauerstoff bekommen – habe ich nicht mitbekommen, obwohl ich in der selben Teilgruppe war und wir in der Zeit nach glaubhafter Aussage eine Pause gemacht haben. Nur ein Teilnehmer hat seinen Rucksack durchgehend selbst getragen – ist mir gar nicht aufgefallen.
Ich war auch nicht alleine mit der Sammlung der allerletzten Kräfte, um den Gipfel zu erreichen. Nach dem Foto kam plötzlich (!) die Erkenntnis, dass man auch noch absteigen muss. Dazu muss man wissen, dass der „Stella Point“ 700 Meter vor dem Gipfel liegt und es von dort noch ca. 140hm sind. Allerdings geht es zunächst etwas runter und dann wieder aufwärts. Der offizielle Wegweiser gibt für diese 700 Meter eine Stunde Wanderzeit vor. Bedeutet aber für den Rückweg, dass es auch erst hinunter und dann wieder kurz hinauf geht. Vollkommen bekloppt, mit letzter Kraft einen Gipfel zu erreichen und dann erst auf die Idee zu kommen, dass man die ganze Strecke noch zurück muss. Einig waren sich alle: ohne unseren Guides hätte es wahrscheinlich niemand von uns geschafft. Eigentlich hätten die Jungs auch Medaillen bekommen müssen.
Würde ich es noch einmal machen? Wahrscheinlich nicht. Aber nicht, weil es sich nicht gelohnt hat oder zu anstrengend war, sondern weil einmal reicht. Es gibt notfalls noch genug andere Herausforderungen.
Kann ich es empfehlen? Wenn man so etwas genießen kann und „blöd“ genug ist: dann machen. Ein einmaliges Erlebnis.
Das war es dann von dieser Reise. Danke fürs Mitlesen, kommentieren und vielleicht auch Mitfiebern und Daumen drücken. Und zum Schluss die versprochenen Bilder, die sich wegen der schlechten oder gar nicht vorhandenen Mobilfunkverbindung nicht hochladen ließen.
ich bin grad auf dem Weg ins Bett, da ich morgen um 8 Uhr zur Bremen Classic Motorshow fahre, daher lese ich mir Deinen heutigen Bericht erst Morgen Abend in Ruhe durch und gebe dann ein passendes Feedback.
Freue mich drauf – viel Spaß heute!
Hallo Stefan,
meinen größten Respekt. Tolle Leistung. Ich hab auch schon so einige Erfahrungen mit meinem Körper auf Reisen gemacht (da wo der Kopf hin wollte, folgte der Körper bisher anstandslos), aber das ist krass. Dann werde ich diese Reise mal auf meine Bucket List setzen.
Fragt sich nur, wie viel Fotoausrüstung man tragen kann.
Vielen Dank für die tollen Berichte, den angenehmen Schreibstil und die Bilder.
Würde mich freuen noch einen persönlichen Bericht von Dir zu bekommen.
Grüße aus dem dunklen Berlin
THOMAS
Danke Thomas & sehr gerne im nächsten Teams!
Hi Stefan,
Sehr schöne Fotos und ein sehr guter – um nicht zu sagen „weiser“ – Bericht!
Es erinnert mich an ein Gespräch mit meiner Mutter nach einem Theaterbesuch: es war im Schauspielhaus Hamburg und Teil des Stücks war ein Auftritt der Einstürzende Neubauten, Krawall-Musik, wie meine Mutter meinte. Wichtiger war aber ihr Kommentar über Grenzwerterfahrungen. Sie meinte, dass offensichtlich jede Generation ihre Grenzwerterfahrungen machen muss. Sie hatten das Kriegserlebnis, und die Nachkriegsgeneration hatte sich nun künstliche Grenzwerterfahrung geschaffen, wie eben Konzerte der Einstürzenden Neubauten. Für dich war das nun der Kilimandscharo. Für mich war es damals die Wanderung durch den Tama Negara Nationalpark in Malaysia, aus dem wir als Reisegruppe auch nur mit Glück wieder raus gefunden haben.
Einmal reicht – und somit kannst du das Thema für dich nun auch abhaken. 😀
Peter, danke für die Blumen und die ausführliche Antwort- Du weißt offensichtlich, wovon ich rede 😉👋🏻
Hallo Stefan,
nun habe ich Zeit gefunden Deinen interessanten Bericht zu lesen und die herrlichen Bilder anzuschauen.
Wenn man nur die Bilder sieht denkt man gar nicht daran welche körperliche Anstrengung nötig ist um diese Tour zu bewältigen, und es fällt auch schwer sich vorzustellen was die große Höhe noch an Beschwerden mit sich bringt.
Es ist da wirklich erstaunlich, das so viele Teilnehmer das bis zum Ende durchgestanden haben.
Auf die Probleme bei der Einreise und auch bei der Rückreise hätte man sicher verzichten können, aber ganz ohne Probleme geht es bei solche Abenteuern wohl nicht.
Da konnte ich mich heute auf meiner Fahrt zur Bremen Classic Motorshow auch mit kleineren Problemen rumschlagen. Ich dort um 10 Uhr nach 60 Minuten Fahrt mit dem e-Auto angekommen.
Rund um die Messehallen war Stau, nach 30 Minuten kam ich dann zur Einfahrt des Besucherparkplatzes, der war allerdings wegen Überfüllung gesperrt, da habe ich dann 700m entfernt im Wohngebiet geparkt und bin mit meinem eScooter den ich mit im Kofferraum hatte zum Gelände gefahren. Nach zwei Stunden musste ich dann wieder zum Auto zurück da die maximale Parkzeit auf zwei Stunden begrenzt war. Ich hatte vor mir in der Nähe eine Ladesäule zu suchen um die Rückfahrt ohne Zwischenstopp zu absolvieren. Die drei Ladestationen die ich ansteuerte waren alle belegt, und die vierte war etwa 8 KM vom Messegelände entfernt, da hätte die Kapazität meines eScooters nicht gereicht um die 16 Kilometer (8 hin und 8 zurück) zu fahren. Daher habe ich das Auto 30 Minuten geladen und bin dann wieder heim gefahren.
Dann hoffe ich, dass Du heute gut in Amsterdam angekommen bist und der restliche Heimweg auch reibungslos verläuft.
Hallo Philip,
danke für Dein Feedback 🙂
Das hört sich bei Dir ja auch nicht so glatt an 😉
Ich bin dann nach Mitternach am Sonntag angekommen, habe ich Amsterdam übernachtet, war den Tag an der City und bin am späten Nachmittag nach Hannover weitergeflogen. Nun wieder gut zu Hause 🙂
Viele Grüße,
Stefan
Hi Stefan,
beeindruckende Bilder, beeindruckende Leistung. Ein Stück weit frage ich mich bei sowas immer, ob denn allen Teilnehmern auch das Risiko Ihrer Aktivität bewußt ist? Am Everest, der nochmal lächerliche 2.500 Meter höher ist, hat es in der Vergangenheit ja leider einige Fälle gegeben, bei denen das offenbar nicht der Fall war…
Auf jeden Fall vielen Dank für die tolle Berichterstattung und alles Gute für Deine nächsten Abenteuer. Bleib gesund und munter!
Hallo Matthias,
vielen Dank für die Blumen 🙂
Es hängt sehr stark vom Veranstalter ab, den sollte man mit Bedacht wählen. Meiner war sehr sorgsam mit den Mitarbeitern (obwohl immer wieder die "Wohlstandssdicht" auf die Verhältnisse vor Ort trifft – will sagen: so kann man Menschen nicht beschäftigen, für die Menschen vor Ort wird es tatsächlich als Glücksfall gesehen, diesen Job zu machen) und vor allem um die Gesundheit der Teilnehmer und der Mitarbeiter besorgt und tat trotzdem alles dafür, dass jeder das Ziel erreichen kann. Sprich: jeder, der es geschafft hat, hat es durch den eigenen Willen geschafft, aber wahrscheinlich kaum einer hätte es ohne den Veranstalter alleine geschafft. Mein Veranstalter hätte jeden von uns umkehren lassen, der sich in gesundheitliche Probleme begeben hätte – da waren die sehr konsequent.
Viele Grüße
Stefan