Er ist wieder da

Hello again!

Schon in Innsbruck drehten sich die Gedanken um die Frage „und nu?“ während ich noch ziemlich frustriert auf die Berge schaute, die eigentlich meine nächste Etappe hätten sein sollen.

Etwas „mit Rucksack“ habe ich aus naheliegenden Gründen nicht weiter betrachtet. Also kam schnell das Rad in den Sinn. Das Ego wollte es den Alpen am liebsten wieder zeigen. Es gibt auch schöne, machbare Radwanderwege über die Alpen (z.B. die alte Römerstraße Via Claudia Augusta von Augsburg an die Adria oder der Radwanderweg von Salzburg nach Grado), aber es fand sich keine richtig zufriedenstellende Tour, die in der nun verkürzten Zeit mit Rückweg und der Logistik gut machbar gewesen wäre.

Also kramte ich einen meiner ursprünglichen „Pläne B“ heraus und kaum wieder zu Hause angekommen, fiel die Entscheidung zur Radtour und der Route „Ostsee“. Die alte Packliste von der Mallorca-Tour wurde recycelt und die Taschen gepackt. Der Plan wurde etwas gekürzt und somit startete der erste Teil am Samstag mit dem Zug nach Kiel und von dort mit der Fähre ins Baltikum.

Ein kurzer Exkurs zur Geographie des Baltikums – vielleicht geht es dem einen oder der anderen wie mir vor dem Kartenstudium: „Baltikum ist irgendwo da oben im Osten, die Staaten bringe ich andauernd durcheinander, soll schön sein“.

Polen ist noch auf der gedanklichen Landkarte. Fährt man dort an der Ostseeküste entlang, kommt man zunächst nach Russland. Die Enklave Kaliningrad – vom Russischen Staatsgebiet getrennt mit Grenzen zu Polen und Litauen – mit der gleichnamigen Stadt (ehemals Königsberg) folgt als nächstes Land. Dann kommt man in den südlichsten der drei baltischen EU-Staaten. Litauen mit der Hauptstadt Vilnius, die allerdings weit im Landesinneren nahe der Grenze zu Belarus liegt. Weiter an der Ostsee in Richtung Norden kommt man durch Riga, der Hauptstadt von Lettland. Ganz im Norden ist Estland mit der ebenfalls an der Ostsee gelegenen Hauptstadt Tallin. Dann kommt ein kleiner Sprung übers Wasser und man ist in Helsinki/Finnland (oder alternativ nimmt man den Landweg weiter östlich über St. Petersburg). Die Karte findet sich hier.

Der ursprüngliche Plan sahr vor, zu Hause zu starten, die Ostseeküste in Deutschland und Polen entlangzufahren und Russland – aus Gründen – zu umrunden und dann nach Litauen weiterzureisen. Alleine die Umrundung von Kaliningrad sind rund 400 km und landschaftlich wohl nicht so reizvoll. Diesen Teil der Strecke habe ich nun ausgelassen, bin gestern abend mit der Fähre nach rund 21 Stunden direkt in Klaipeda/Litauen angekommen und schaue mir nun einen Tag die Stadt an.

Klaipeda mit rund 185.000 Einwohnern ist heute der bedeutendste Ostseehafen Litauens. Was gar nicht so verwundert, da es Litauens einzig größere Stadt an der Ostseeküste ist. Bis 1920 war die Stadt an der Dangemündung nördlichste Stadt Deutschlands und hieß Memel. Klaipeda hat eine schöne Altstadt mit vielen Cafés, Restaurants und Geschäften, wirkt sehr lebendig und gefällt auf Anhieb. Schnell kommt man aber auch an Ecken, die schon in der sowjetischen Ära renovierungsbedürftig waren.

Morgen geht es Richtung Norden auf die rund 800 km lange Strecke bis nach Tallin/Estland. Litauen werde ich dann wahrscheinlich schon verlassen, da die Küste insgesamt nur rund 100 km lang ist und Klaipeda ziemlich mittig zwischen Russland im Süden und Lettland im Norden liegt.