On the road again

Wirkliche Lust hatte ich heute morgen keine. Es waren 13 Grad, Klaipeda gefiel mir eigentlich gut und Schweinehund erinnerte mich daran, dass ich gestern am Hafen ein Picknick bei Sonnenuntergang hatte. Was ich von einer weiteren Runde im Bett und dann noch einem schönen Tag ohne Radeln hielt, wollte er wissen. Klang verlockend – aber nein.

Immerhin war sonniger Himmel und im Randbezirk von Klaipeda hatte ich mich auch langsam warm gefahren. In Foren hatte mehrfach gestanden: Radfahren in Litauen und Lettland bedeutet Sandwege, Kieswege, auf Landstraßen fahren und von wilden Autofahrern riskant überholt werden. Erst in Estland würde es Spaß machen.

So machte ich mich also skeptisch auf den Eurovelo 10, der über rund 8.500 km einmal um die ganze Ostsee führt. Stattdessen eine traumhafte Infrastruktur. Von Kleipeda an jede Kreuzung vorbildlich ausgeschildert. Durchgehend asphaltierte Wege in vernünftiger Breite und super gepflegt. Auf Landstraßen durch eine eigene Leitplanke von KfZ-Verkehr getrennt. Und dazu noch eine wunderschöne abwechslungsreiche Landschaft. Dichte Pinienwälder wechselten sich ab mit holländischer Dünenlandschaft und Lüneburger Heide. Mit jedem Kilometer stieg die Lust an der Fahrt.

Ein paar Kilometer vor der Grenze haben sich die Litauer dann wohl gedacht: „Hey, wenn Du unbedingt nach Lettland willst: Dein Problem“. Keine Schilder mehr, ein längerer Sandweg und dann ab auf die Landstraße ohne Schutzstreifen. Wie im Forum beschrieben. Und auf lettischem Gebiet ging es rund 40 km so weiter („Eurovelo 10? Nie gehört!“).

Was nicht stimmte: die meisten überholen mit ausreichend Abstand. Die Deppenquote ist gefühlt genauso hoch wie in Deutschland – fast immer bei Gegenverkehr wird der Abstand nicht eingehalten. Gibt’s ja auch keine Möglichkeiten: in den Gegenverkehr fahren ist keine Option. Und bremsen auch nicht. Der Ar… des Tages war übrigens ein Bochumer Mercedes Kombi. Aber ich komme vom Thema ab.

Rund 10 km vor meinem Tagesziel Liepaja fing dann ein fast schon fertiger Radweg an. Vernünftig breit und asphaltiert. Vielleicht wird die Lücke ja irgendwann geschlossen. Somit waren dann die letzten Kilometer zu meinem Campingplatz wieder etwas angenehmer zu fahren und bei Kilometer 95 war ich dann endlich am Ziel.

Die Preise für Übernachtungen sind hier noch relativ günstig. Man bekommt in gut bewerteten Hotels teilweise für 40€ schon ein Einzelzimmer und das Frühstück liegt bei rund 10€ Aufpreis. Deutlich teurer geht natürlich auch. Der Zeltplatz kostete 10€ inkl. unbegrenzt Duschen und Strom. Ich gehe stark davon aus, dass der Platzwart den jetzt in seiner Hosentasche verschwunden Schein ordnungsgemäß versteuern wird.

Nach dem Zeltaufbau und einer hehe-es-gibt-keine-Duschmünzen-für-1€-die-Minute-Dusche bin ich ins ca. 4 km entfernte Liepaja geradelt. Das habt sich definitiv nicht gelohnt, ich habe beim Statdrundgang wenig schöne Ecken gefunden.

Etappe 01:
Klaipeda (Litauen) – Liepaja (Lettland)
95.4 km

Stefan

2 Gedanken zu „On the road again

    1. Ja, vielleicht ist ja dann der Radweg auch fertig ✔️ Ich bin mal sehr gespannt, wie die restlichen Wege in Lettland sind und ob es in Estland wirklich so toll ist. Ich berichte 😁

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