Lettland ist – hmmm

Ich bin hin- und hergerissen.

Eindeutig ist das Thema Radfahren: kann man lassen. In den Städten wird man über Fußgängerwege geschickt, wo jemand das Rad-/Fußwegzeichen aufgehängt hat. Lettland hat im Gegensatz zu Deutschland offensichtlich ausreichend Schilder parat. Ab und zu gibt es mal einen Radweg, der endet aber dann unvermittelt ohne große Vorankündigung. Außerhalb der Städte: nix. Man fährt Landstraße ohne Schutzstreifen. Nimmt man eine zu kleine Straße: Staubweg (mag ich mir bei Regen gar nicht vorstellen). Landschaftlich sind die Straßen auch nicht wirklich abwechslungsreich.

Auffallend ist, dass alles total sauber ist. Weder über Land, noch in den Städten oder an den Stränden liegt auch nur ein fitzelchen Müll herum.

Ebenfalls auffallend: In alle größeren Orten, in denen ich war, sind wirklich fast alle Fußwege und Kreuzungen sehbehindertengerecht gebaut, d.h. durchgehend ein Rillensystem.

Die Menschen sind sehr freundlich, sehr viele sprechen englisch oder können wenigstens ein paar Brocken und bemühen sich. Außer Supermarktkassiererinnen, die sprechen gar nicht. Meist mittelalte Frauen in einem Kittel stehen vor der Kasse und schauen grimmig. Erst dachte ich „liegt an Dir, wenn Du auf englisch sprichst, können die vielleicht nicht“. Heute stand ich in der Warteschlange, die gute Frau hat nicht zu einem vor mir etwas gesagt. Und die Kunden auch nicht. Naja, in den größeren Märkten gehe ich an die SB-Kasse, die spricht- sogar auf englisch.

Dann wiederum superschöne Orte wie gestern Kuldiga oder wahnsinnige Ostseestrände, die man sonst nur in Holland an der Nordseeküste findet (ja, ist mir klar, der Vergleich ist nicht rund).

Mal sehen, was die Hauptstadt Riga noch zu dieser Liste beiträgt. Das Fazit ist aber jetzt schon: Lettland ja gerne wieder, aber das nächste Mal ohne Rad.

Auf Basis dieses Fazits habe ich auch den Eurovelo heute auch kurz verlassen und deutlich abgekürzt. Landstraße war es trotzdem. Jetzt bin ich nach langweiligen und durch Hügel und Gegenwind kräftezehrenden 132 km in Jurmala angekommen, was auf deutsch Riga-Strand heißt. Nicht extra zu erwähnen, dass ich damit kurz vor Riga bin.

Der Ort liegt an einem 30 km langem Strandabschnitt, ist selbst über 10 km lang und besteht fast nur aus Wohnhäusern. Ab und zu ein Café, ein Restaurant, ein Supermarkt oder ein Hotel und eine dicke Straße in der Mitte, bei der die 50 offensichtlich von den Meisten nur als grober Vorschlag wahrgenommen wird. Die „üblichen“ Souvenir-/Strandartikel-Geschäfte: Fehlanzeige. Bei den Häusern findet man alles: hundert Jahre alt und nie wieder etwas dran gemacht, genauso alt und top-saniert und Neubauten, wo die Ohren im Vorbeigehen angelegt werden sollten. Bei der Ankunft kam mir der Ort teilweise verlassen vor – nach der Dusche beim Strandspaziergang war mir klar, warum: dort war richtig Leben. Selbst nach Sonnenuntergang noch.

Morgen geht es dann nach Riga, wo ich zwei Nächte bleiben werde und die Stadt erkunde.

Etappe 03:
Kuldiga – Jurmala

132,8 km (Gesamt 350,8 km)
7:30h (Gesamt 19:25h)

Stefan

2 Gedanken zu „Lettland ist – hmmm

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Zurück nach oben