Fange ich doch mal richtig positiv an: das Wetter. Die Sonne scheint den ganzen Tag bei rund 24 Grad. Ideales Wetter also, vielleicht etwas warm in der Mittagszeit. Aber besser geht fast nicht. Soll erst mal so bleiben, leider sogar bis auf 30 Grad hochgehen. Nachts geht es auf 13 Grad herunter, da fiel heute morgen das Heraussteigen aus dem warmen Schlafsack und der Gang ins kalte Duschhaus gar nicht so einfach. Hat fast eine halbe Stunde gedauert, bis die Diskussion mit Schweinehund erledigt war. Wenigstens konnte ich in warme Klamotten steigen (alte Kili-Erfahrung: leg sie mit in den Schlafsack).
Die Radwege sind in Lettland tatsächlich nicht zu empfehlen. Entweder man fährt auf Sand-/Schotterpisten. Da fahren wenige Autos, die aber in normaler Landstraßen-Geschwindigkeit. Nach drei Begegnungen weiß man, wie sich ein Wiener Schnitzel fühlt, kurz bevor es in die Pfanne kommt. Ansonsten ist der Eurovelo komplett asphaltiert, nur leider teilt man sich den Weg mit Lastwagen und PKW‘s. Tatsächlich war von den heutigen 115 km nach Verlassen von Liepaja nicht ein einziger Radweg dabei. Aber immerhin habe ich drei Eurovelo-Hinweisschilder gesehen – ein echter Anfang.
Die Ostsee sieht man auch selten. Aber wenn, dann einsame Strände und wunderschöne Blicke darauf. Ansonsten ist die Landschaft wenig abwechslungsreich, die Landstraße zieht sich sehr gerade durch die sonnige Landschaft und Orte gibt es kaum. Nervtötend beschreibt es am besten. Das hat der Fahrradgott gehört, denn die letzen 40 km bis zum Ziel hat er mir zur Abwechslung Hügel eingebaut. Hoch, runter, hoch, runter – hatte ich es vorher etwa als langweilig bezeichnet? So durfte ich fast 400 hm hinter mich bringen.
Einen Campingplatz gabs in der Nähe des Zielorts nicht. Also war wieder Hotel angesagt. Glückstreffer: Klein, niedlich und ein schönes und sauberes Zimmer. Es kommt besser: Der Ort selbst kommt definitiv auf meine Liste „kleine Juwelen, wo man ansonsten nie hinfahren würde“.
Kuldiga heißt dieser Ort. Es gibt sogar einen deutschen Namen: Goldingen. Der Ort war nicht ganz freiwillig 4 Jahre deutsch und einen guten Eindruck hat man in der Zeit nicht hinterlassen. Rund 10.000 Einwohner leben in einer total niedlichen Stadt, die deutlich größer wirkt. Alleine der Stadtpark passt für eine Großstadt und ist pikobello gepflegt. Kuldiga liegt am Fluß Venta, der hier einen kleinen Wasserfall hat. Dort sitze ich gerade am Ufer, schlürfe einen Kaffee, höre das Rauschen und beobachte, wie Familien den Wasserfall als Freibad nutzen. Und schon habe ich diesen eigentlich nicht so schönen Radfahrtag fast vergessen. Echt goldig, dieses Kuldiga.
Etappe 02:
Liepaja – Kuldiga
115,6 km (Gesamt 218,0 km)
6:18h (Gesamt 11:55h)
Ich seh hier leider deine Route nicht, nur die Anfangs- und Endpunkte. Sonst würde ich mich vielleicht weniger wundern, warum Du ins Landesinnere fährst und Dich beschwerst, die Ostsee nicht zu sehen. 😀
Der heutige Zielort sieht wirklich sehr heimelig aus.
Haha, bin schon eine ganze Zeit nach Norden gefahren bis Jurkalne und dann erst ins Landesinnere abgebogen