Inzwischen sind wir im vorletzten Camp (30.10.) vor dem Gipfel angekommen – gerade mal 100 Meter höher, aber nur noch 9 km vom Gipfel entfernt.
Gestern ging es 700 Meter hoch und wieder runter bei ungefähr 12 km. Dazu haben wir fast 8 Stunden mit Pausen benötigt. Das Wandertempo ist hier deutlich reduziert, selbst im Schneckentempo Schritt für Schritt (Fachbegriff hier: Pole-Pole) schnauft man bergauf wie bei einem zügigen Lauftraining. Dazu bewegen wir uns in einer Vulkanlandschaft, was ein ziemliches Gekraxel über Steine bedeutet. Die letzte Stunde konnten wir auch „endlich“ unsere Regenponchos austesten und hatten ziemlich durchgefroren und durchnässt die bisher kälteste Nacht.
Heute haben wir gerade einmal 100 Meter an Höhe gewonnen und für die 5 km rund 5 Stunden benötigt. Am Anfang ging es eine Steilwand nach oben. Also Steilwand aus meiner Perspektive – die Porter laufen dort mit einer Last von 15 kg auf Kopf oder Nacken ziemlich elegant hoch. Echte Bergsteiger lächeln dort wahrscheinlich auch. Für mich als eines der Mitglied der Teilgruppe „Höhenangst“ eine ziemliche Herausforderung. Und die Sprüche der Guides, dass sie pro Tour nicht mehr als 2-3 Teilnehmer verlieren, waren auch nicht so motivierend. Hätte ich das vorher gewusst, wäre meine Routenwahl vielleicht anders ausgefallen.
Aber Schweinehund musdte da durch, die Beine waren ab und zu aus Pudding und die Gruppe hat sich beim Aufstieg nicht dezimiert. Anschließend ging es weiter runter und hoch durch die Lavatäler. Es kamen einige Höhenmeter zusammen und die dünne Luft war für alle eine ziemliche Herausforderung. Heute ist aber auch der erste Tag, wo wir zwischen Tourende und Abendessen noch ein wenig Zeit zum Ausruhen haben.
Inzwischen sind wir in einer Zone angelangt, wo nur noch wenig Bewuchs existiert. Palmen haben meist eher Bonsaigröße, es sei denn sie stehen im geschützten Tal an einem kleinen Bach. Noch ein paar trockene Sträucher, wenige Vögel ein paar Mäuse und das war es mehr oder weniger auch. Beim Blick nach oben werden wir morgen wohl in eine Zone kommen, wo nichts mehr wächst. In der Sonne ist es noch relativ warm, sowie man in den Schatten kommt wirds kalt. Die Gruppe wechselt also mindestens bei jeder Talseite oder veränderter Bewölkung zwischen T-Shirt und T-Shirt, Sweater und Windjacke übereinander. Die Nächte sind inzwischen so kalt, dass es eine echte Überwindung bedeutet, den Schlafsack um 6:30h zu verlassen und sich im kalten Zelt anzuziehen. Auf dem Weg zum Zähneputzen draußen stellt man dann schnell fest, dass es im Zelt eigentlich noch relativ warm war. Ein Traum, wenn dann die Sonne rauskommt und innerhalb von ein paar Minuten alles aufheizt – von dem Ausblick einmal ganz abgesehen.
Beeindruckend ist die Organisation. Wenn wir im Camp ankommen, sind die Zelte aufgebaut und die persönlichen Sachen liegen drin. Ein großes Zelt, in dem das Essen serviert wird, steht bereit. Im Küchenzelt wird das Essen zubereitet. Heute Nachmittag gabs eine Suppe, Spaghettiomelette, Pommes, Hähnchenschenkel, frischen Salat, und frisches Obst. Nicht unbedingt Restaurantqualität aber für die Umstände und Möglichkeiten ein Traum. Und morgens wird alles abgebaut und von den Portern in 15kg-Paketen zum nächsten Camp getragen. Bei längeren Routen taucht zwischendrin mal auch überraschend ein Tisch mit Heißgetränken, Keksen und Nüssen auf. Geschätzt sind für uns zusammen mit Portern, Guides und Köchen locker 40 Mann für unsere Gruppe tätig. Fast alle freundlich, fröhlich, singend, grüßend („Jambooo“) und selbst beim dümmsten Touristen, der den Weg versperrt, nicht ungeduldig.
Unsere Gruppe hat sich jetzt auf 14 eingependelt und bei den zweimal am Tag stattfindenden Gesundheitschecks sind relativ wenige Kopfschmerzen und Ausfälle beim Sauerstoffpegel dabei. Wer so etwas hat, bekommt ab dem Zeitpunkt vorbeugende Tabletten – inzwischen nehmen sie alle Teilnehmer. Eine Frau hat Schwierigkeiten mitzukommen und kann ihren Rucksack nicht mehr alleine tragen. Sie ist derzeit die einzige Wackelkandidatin für den Gipfel, der Guide hat ihr zumindest von der Option erzählt, dass sie im morgigen Lager auf die Gruppe warten könne.
Morgen also das letzte Lager, kurzes Nickerchen, um 23:00 Uhr der Gesundheitscheck und um Mitternacht dann der Aufstieg, der hoffentlich mit einem Sonnenaufgang auf dem Gipfel belohnt wird. Dann gehts rund 2000 Meter herunter zum Nachtlager – mit einer kurzen Zwischenpause im Startcamp.
Hakuna Matata!
wow, das kling alles sehr interessant, und echt toll wie gut die Organisation funktioniert.
Dann viel Erfolg für den morgigen Endspurt zum Gipfel 👍
Danke, hat ja gewirkt 😀
Klingt nach großem Erlebnis. Spannend!
(Ich selbst war mal auf dem Mount Kinabalu auf Borneo – nur 4095m hoch. Das scheint mir aber ein Spaziergang gegenüber Deiner Tour gewesen zu sein. Es hatte sich trotzdem gelohnt und der Sonnenaufgang am Gipfel war grandios.)
Also: nur weiter!
Danke, für die guten Wünsche, Peter!
Hallo Stefan,
mein Respekt wandert mit Dir. 🥶
Vielen Dank, André 🙏🏻
Wie aufregend! Schön, von dir gehört zu haben. Halte durch!
Schön, dass Du mitgelesen hast! 😀